Die Idee, Arbeit und Privatleben miteinander zu verbinden, entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und zwar, als die Menschen erkannten, dass es unmöglich ist, diese beiden miteinander verflochtenen Bereiche des menschlichen Lebens vollständig voneinander zu trennen.
Die Vernachlässigung eines der beiden Bereiche ist in jeder Hinsicht schädlich, nicht nur für die persönlichen Beziehungen, sondern auch für die Arbeitsleistung. Eine perfekte Verbindung dieser beiden Dimensionen unseres alltäglichen Lebens scheint jedoch fast unerreichbar zu sein. Damit stimmen auch viele zeitgenössische Studien überein.
Was bedeutet Work-Life-Balance für Frauen?
Heutzutage verfolgen immer mehr Frauen einen ganzheitlichen Ansatz für ihr Arbeits- und Privatleben, der es ihnen ermöglicht, sowohl in ihrem Berufs- als auch in ihrem Familienleben Erfüllung zu finden.
In der heutigen Kultur (und Wirtschaft) wird immer mehr Wert auf die wachsende Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben gelegt, was zu sozialpolitischen Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie geführt hat.
Dieser Zustand wurde durch eine Reihe von Trends beeinflusst, wie zum Beispiel die sinkende Geburtenrate und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Arbeitsressourcen, die wachsende Nachfrage nach formeller Kinderbetreuung durch den Staat, die zunehmende Beteiligung von Frauen an der Hochschulbildung und ihre Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn von Frauen.
Besonders Frauen in Führungspositionen oder anspruchsvollen Berufen stehen vor der Herausforderung, beide Welten zu vereinbaren. Erfolgreiche Frauen müssen oft einen Weg zur Erreichung ihrer Karriereziele ohne Vernachlässigung ihrer persönlichen und familiären Bedürfnisse finden. Wir müssen zugeben, dass diese Aufgab alles außer leicht sei.
Die Herausforderungen: Warum ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben so schwer?
Zunächst ein paar interessante Fakten in Form von Zahlen:
- 44 % der Menschen in Europa glauben immer noch, dass die wichtigste Aufgabe der Frauen darin besteht, sich um Haus und Familie zu kümmern.
- 21 % der Männer betreuen ihre Kinder mehr als 5 Stunden pro Tag, gegenüber 40 % der Frauen.
- 82 % der Menschen, die aufgrund von Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben Teilzeit arbeiten, sind Frauen.
(Die Informationen wurden der offiziellen Website der Europäischen Union vom 1. März 2023 entnommen)
Wie wir sehen können, ist die Betreuung von Kindern nach wie vor in erster Linie Frauensache. Der Anteil der Mütter, die Teilzeit arbeiten, ihre Karriere unterbrechen oder ihre Karriereziele zurückschrauben, ist höher als der der Väter.
Dies ist einer der Gründe dafür, dass Frauen im Durchschnitt weniger pro Stunde verdienen als Männer, was sich negativ auf ihre Rente auswirkt und sie anfälliger für Armut und soziale Ausgrenzung macht.
Notwendig ist, eine bessere Aufteilung der Verantwortung für die Kinderbetreuung zwischen beiden Elternteilen zu schaffen, sowie zur Unterstützung der Eltern ein Angebot an erschwinglichen und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen zu haben.
Frauen mittleren Alters (ab 45), die das repräsentieren, was gemeinhin als Sandwich-Generation bezeichnet wird, erleben eine besonders intensive Belastung durch die Verantwortung für heranwachsende Kinder, Enkelkinder, alternde Eltern und wachsende berufliche Verpflichtungen.
Flexibilität – insbesondere für Alleinerziehende – kann auch durch Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie erreicht werden. (Gemäß dem Text Work-Life-Balance auf der offiziellen Website der Europäischen Union vom 1. März 2023.)
Praktische Strategien für eine bessere Work-Life-Balance
Es ist wichtig, dass wir wirksame Strategien anwenden, um unsere beruflichen Verpflichtungen und unsere persönlichen Bedürfnisse bestmöglich in Einklang zu bringen. Wir werden einige praktische Tipps erkunden, um dieses empfindliche Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu finden.
Wenn du diese Ratschläge umsetzt, wist du nicht nur in der Lage sein, deine beruflichen Ziele zu erreichen, sondern auch ein Gefühl der Zufriedenheit und Erfüllung in allen Aspekten des Lebens zu kultivieren.
1. Bestimme deine Prioritäten
Wir alle wissen, wie wichtig es ist, Prioritäten zu setzen, aber wir setzen sie nicht klar für uns selbst (und vor allem nicht
für andere). Wenn du weißt, was für dich an erster Stelle steht, kannst du deine Verpflichtungen leichter durchgehen.Du kannst auch besser entscheiden, was dringend ist und was warten kann. Auf diese Weise wirst du wahrscheinlich etwas mehr Zeit für Selbstfürsorge finden. Darüber werden wir in nächstem Abschnitt dieses Textes detaillierter schreiben.
2. Erkunde die Unternehmenskultur
Bevor du dich bewirbst oder den Arbeitsplatz wechselst, solltest du dich gründlich über die Unternehmenskultur informieren.
Es kann sein, dass das Unternehmen gar keine Teilzeitarbeit oder Kinderbetreuung anbietet.
3. Stelle die richtigen Fragen im Vorstellungsgespräch
Hier kommen wir wieder auf die Prioritäten zurück. Wenn du sie klar gesetzt hast, wirst du nicht vergessen, dich zu informieren, was für dich wichtig ist, bevor du eine Arbeit aufnimmst.
Die richtigen Fragen im Vorstellungsgespräch zu stellen, macht dich nicht nur persönlich, sondern auch beruflich zu einer vernünftigen Person.
Deine Vorgesetzten werden sehen, dass du es ernst meinst und dass du entschlossen bist, deine Arbeit und dein Privatleben miteinander in Einklang zu bringen, und sie werden dies zu respektieren wissen.
4. Setze klare Grenzen
Du solltest in der Lage sein, deine Grenzen klar und kompromisslos zu kommunizieren.
Wenn Kinderbetreuung für dich wichtig ist, wirst du nicht in einem Unternehmen arbeiten, das keine Kinderbetreuung anbietet.
Oder wenn dein Chef dir Überstunden anbietet, die du bereits abgelehnt hast, weil du nach Hause musst (oder willst), solltest du ihm die Wahrheit sagen, dass du deine Grenze nicht überschreiten willst und dass er das auch tun sollte.
Die Rolle von Arbeitgebern: Wie Unternehmen Frauen unterstützen können
Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Leistungsbereitschaft, Loyalität und Motivation der Beschäftigten dauerhaft zu erhalten.
Vom Engagement und damit vom Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Arbeitgeber hängt die Nutzung ihrer Potenziale – und damit der Erfolg des Unternehmens –
entscheidend ab. (Nach der Studie Work-Life-Balance des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2005).Der Schlüssel liegt darin, Regelungen zu finden, die für beide Seiten funktionieren, was oft nur auf individueller Ebene erreichbar ist. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben erfordert ein hohes Maß an Akzeptanz innerhalb der Organisation für die Notwendigkeit von Veränderungen.
Die Maßnahmen der Unternehmen im Bezug auf Work-Life-Balance lassen sich in drei Hauptbereiche gliedern:
- Maßnahmen zur intelligenten Verteilung der Arbeitszeit über den Lebensverlauf und für eine ergebnisorientierte Leistung,
- Maßnahmen zur Flexibilisierung von Zeit und Ort der Leistungserbringung und
- Maßnahmen zur Bindung von Mitarbeitern.
Geeignete Teilzeitmodelle und flexible Arbeitszeiten sind sicherlich die wichtigsten betrieblichen Maßnahmen. Jedoch erfordern sie oft ein Umdenken in der Arbeitsorganisation und den betrieblichen Abläufen.
Grundsätzlich führen Maßnahmen wie Teilzeitarbeit nicht allein zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Arbeitgeber sollten versuchen, individuelle Lösungen zu finden, damit sich jede Frau gesehen, gehört und unterstützt fühlt. Dies ist sowohl für ein erfolgreiches Unternehmen als auch für eine glückliche Gesellschaft von entscheidender Bedeutung.
Selbstfürsorge: Warum denken Frauen oft zu wenig an sich selbst?
Es sieht so aus, als ob Frauen so gebaut sind, sich um alle und alles um sich herum zu kümmern, außer um sich selbst. Selbstfürsorge und Selbstliebe kommen immer als letzte dran, wenn überhaupt ein wenig Zeit für sie übrig bleibt.
Hier nur ein paar Antworte zu der oben gestellten Frage:
1. Gemeinsame Erwartungen und Geschlechterrollen
Von Frauen wird erwartet, dass sie, weil sie Frauen sind, einfach alles in ihrem Leben erfolgreich jonglieren können.
Dieser Titel des allmächtigen Jongleurs ist zwar schmeichelhaft, aber er macht das Leben der Frauen keineswegs leichter. Ganz im Gegenteil.
Die Gesellschaft sollte sich endlich von diesen unrealistischen Erwartungen befreien und mehr Empathie zeigen.
2. Der Druck, perfekt zu sein
Perfektionismus treibt Frauen dazu, unrealistisch hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen. Auch wenn sie das selbe von anderen nicht erwarten würden.
Es mag paradox klingen, aber viele Frauen sind sich dessen überhaupt nicht bewusst. Und so hetzen sie von einem Ort zum anderen, von einer Verpflichtung zur nächsten, ohne zu merken, wie wenig Zeit sie für sich selbst haben.
Zu den schädlichen Faktoren gehören auch soziale Netzwerke, die häufig künstliche Idealbilder von Familie, Müttern und Lebenssituationen öffentlich darstellen, die in der Realität oft nicht real sind.
3. Die unsichtbare mentale Belastung
Die psychische Belastung bleibt oft unbemerkt, umfasst aber all das unsichtbare Planen, Organisieren und Erinnern, das Frauen zu leisten haben.
Wir sprechen hier von Einkaufen, Kochen, Arztterminen, schulischen und außerschulischen Aktivitäten der Kinder, ganz zu schweigen von ihren eigenen Bedürfnissen und Aufgaben, die sie vielleicht für die Arbeit oder für Freunde erledigen müssen.
Manchmal mag es so aussehen, als würden Frauen nur herumsitzen und nichts tun. Aber in ihren Köpfen spielt sich ein ganzer Tanz von alltäglichen Dingen ab, die rechtzeitig erledigt werden müssen.
4. Die Rolle der Schuldgefühle
Wie kann ich mich jetzt in die Badewanne legen, wenn ich so viel zu tun habe? Diese oder ähnliche Fragen stellt sich jede Frau, wenn sie auch nur über die kleinste Selbstfürsorge nachdenkt.
Frauen fühlen sich schuldig für die Zeit, die sie für sich selbst aufwenden, weil sie immer denken, dass diese Zeit irgendwie produktiver und effizienter genutzt werden könnte.
Man kann aber nicht aus einem leeren Becher einschenken. Daran sollten wir uns immer wieder erinnern.
5. Der Mangel an Zeit und Unterstützung
Es stimmt, dass Frauen manchmal mehr als 24 Stunden am Tag brauchen, um alles zu erledigen, was sie sich vorgenommen haben. Aber mit der richtigen Unterstützung sollte das gar nicht so schwer sein.
Mindestens eine Stunde
pro Woche zum Entspannen ist möglich. Ob dann der Ehemann/Vater, die Oma oder ein Kindermädchen auf die Kinder aufpasst, ist nicht so wichtig. Das kann auch jede Woche anders sein, dann muss keiner Stress haben.(Hier können wir den nächsten Text linken, der das Thema Selbstliebe haben wird.)
Fazit: Eine Balance finden, die zu deinem Leben passt
Letztlich sind alle Maßnahmen, Tricks und Tipps nutzlos, wenn sie sich nicht in unseren Alltag integrieren lassen. Wir können nicht alle Ratschläge blind annehmen, denn wenn wir versuchen, sie umzusetzen, stellen wir fest, dass es uns irgendwie nicht möglich ist, all das zu tun, was die Ratschläge suggerieren.
Dann denken wir meistens, dass wir uns irren müssen oder einfach unfähig sind und geben schnell auf. Je länger die Qual dauert, desto sicherer sind wir, dass dieses Gleichgewicht für uns unerreichbar ist.
Aber das stimmt natürlich nicht! Jede Frau hat ihre eigene Lebenssituation und ihre eigenen Arbeitsbedingungen. Gerade deshalb ist es unrealistisch, dass ein Modell für alle passt.
Was sollten wir also tun? Ganz einfach. Wir müssen nur darüber nachdenken, wie diese Tipps von oben in unsere konkrete Situation passen könnten. Wie können wir sie so anpassen, dass sie nachhaltig sind?
Frauen haben eine sehr gute Intuition, auf die sie aber oft nicht hören. Aber sie kann uns viele nützliche Informationen geben. Ja, auch in diesem Fall. Vor allem in diesem Fall. Schließlich sollten wir unser Leben selbst bestimmen und gestalten. Wer könnte das besser als wir?
Es ist der absolute Luxus, Leidenschaft mit Leistung zu verbinden. Und das ist der wahre Weg zum Glück.
– Sheryl Sandberg (Geschäftsführerin von Facebook)